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Film

Rico, Oskar und die Tieferschatten

Beim Bingo, wohin ihn seine Mutter mitgenommen hat, stellt sich Rico Doretti als „tiefbegabtes Kind“ vor. Er weiß selbst, dass er nicht mit der schnellsten Auffassungsgabe gesegnet wurde, aber er vermag sich zu helfen. Seine Orientierungsprobleme in den Straßen von Berlin-Kreuzberg kompensiert er mit eigenen Markierungen; die vielen neuen Wörter, die er lernen und verstehen will, notiert er auf Zetteln oder spricht sie auf eine Audiokassette. Der Junge sammelt nicht nur Vokabeln, sondern schier alles, was er auf der Straße findet – bis hin zu einer einzelnen Nudel, die irgendwer aus dem Fenster seines Mietshauses geworfen haben muss. Rico versucht, den Besitzer des Fundstücks zu ermitteln und zeigt dem Zuschauer damit eine Reihe von Mitbewohnern, die kaum weniger seltsam sind als er selbst. Seine Mutter liebt ihn heiß und innig, hat aber wenig Zeit für ihn, weil sie in einem Nachtclub arbeitet. Sein Vater ist vor Jahren beim Fischen ertrunken. In der Stadt sucht man nach einem Kindesentführer, nach „Mister 2000“, der als Lösegeld stets nur 2000 Euro fordert, eine Summe, die ihm niedrig genug erscheint, um die Eltern der Opfer vom Gang zur Polizei abzuhalten. Besorgt fragt Rico seine Mutter, ob sie denn für ihn so viel Geld ausgeben würde,p/>

Auf der Straße lernt Rico den hochbegabten Oskar kennen, der sich zunächst herablassend und arrogant benimmt. „Ich bin nicht absichtlich dumm“, erklärt der gekränkte Junge so entwaffnend, dass sich Oskar entschuldigt: der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, in der beide Jungs voneinander viel lernen. An einer Eisdiele erteilt Oskar nicht nur Rico, sondern auch der unfreundlichen Verkäuferin, eine rhetorisch blendende Lektion. Rico will ihn zu Hause besuchen und dessen Vater kennenlernen; sein Freund reagiert abwehrend.

Irritiert beobachtet Rico, der nachts immer allein ist, wie sich Schatten hinter den Fenstern gegenüber bewegen, die er aber nicht einordnen kann. Dann erfährt er, dass Oskar dem Entführer zum Opfer gefallen ist, und dessen Vater die Polizei einschaltet, weil er sich das Lösegeld sparen will. Von jetzt an wird „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ zum Abenteuerfilm für Kinder, der nun ein wenig an Emil und die Detektive erinnert. Rico, dem ein Mitbewohner des Hauses geraten hatte, „be a man“, beginnt zu recherchieren und ist plötzlich durchaus clever und unerschrocken. Er befreit seinen Freund und entlarvt den Entführer. Und unter der abenteuerlichen Ebene befindet sich eine zweite, die von Gefahren und noch mehr von psychischen Gefährdungen erzählt, von Momenten, die Rico als „graues Gefühl“ und „Tieferschatten“ bezeichnet..

 

  • Titel: Rico, Oskar und die Tieferschatten
  • Regie: Neele Leana Vollmar
  • Dauer: 96 Minuten
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: Deutsch mit albanischen Untertiteln
  • Darsteller: Anton Petzold, Juri Winkler, Karoline Herfurth, Ronald Zehrfeld, Ursela Monn, Axel Prahl, Milan Peschel, Anke Engelke, Katharina Thalbach, etc.
  • Datum: Samstag, 15. Oktober, 15:00 Uhr
  • Ort: Kinema Millennium, shëtitore “Murat Toptani”, nr. 20, 1001 Tiranë
  • Eintritt: frei
  • Veranstaltung: im Rahmen des Deutschen Oktobers